Die Cockerwut – was ist das?
Welche Erscheinungsweisen der Cockerwut sind bekannt?
„Cockerwut“ wird als heftige, anfallsartige Aggressivität bei Hunden, speziell bei Cocker Spaniels, beschrieben. Es soll einen Zusammenhang mit dem Auftreten dieser Aggression und der jeweiligen Fellfarbe der Cocker Spaniels geben. Die „goldenen“ ,also roten Cocker Spaniels sollen häufiger davon betroffen sein, als andere Farbvarianten und Rüden wiederum häufiger als Hündinnen.
Gibt es unterschiedliche Erklärungsversuche?
Zu dieser sogenannten Spanielwut existieren verschiedene Ansichten und Erklärungen, was die Ursachen des auffälligen Verhaltens betrifft. Einerseits wird darunter eine anfallsartige, epilepsieartige Krankheit vermutet, bei welcher der Hund keine Kontrolle mehr über sein Verhalten hat. Andererseits wird darin ein Verhaltensproblem mit konkreten Auslösern für die explosive Aggression gesehen. Das Spektrum der Möglichkeiten geht von vermuteter genetischer Begründetheit, die auch vererbbar wäre, bis hin zur Vermutung, dass dieses Phänomen keine Form der Aggressivität ist, die von der normalen Aggressionsbereitschaft wesentlich abweicht. Auch ein zu niedriger Serotoninspiegel könnte zu dem beschriebenen Verhalten führen.
Wissenschaftliche Grundlagen
Unterschiedliche Studien kommen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen, was die Cockerwut betrifft. Je nachdem welcher These man dabei folgt, besteht dann eben durchaus Aussicht auf Erfolg durch medikamentöse Behandlung oder Erziehung des Hundes. Die Bezeichnung Cocker“wut“ wird daraus abgeleitet, dass der Hund aus einem vorher ganz normalem Zustand heraus sich plötzlich von einer Sekunde auf die andere verändert und dann alles und jeden, auch die jeweiligen Besitzer, unvermittelt attackiert.
Einige Experten sind der Ansicht, dass es sich dabei um eine Extremform der Dominanzaggression handelt, einige sehen als wahrscheinliche Ursache Stoffwechselstörungen im Gehirn bis hin zur epilepsoiden Anfallserkrankung. In der Literatur wird unter anderem zu eiweißreduziertem Futter geraten, dass günstige Verhaltensveränderungen bewirken soll. Dazu gibt es von Mugford eine Studie mit 60 Cockern, die so behandelt worden waren. Eine grösser angelegte Studie aus Grossbritannien erfolgte mittels 932 Fragebögen, die an Besitzer von reinrassigen Cocker Spaniels verteilt wurden. Dabei wurden grundlegende vielfältige Angaben zu Geschlecht, Fellfarbe und Alter abgefragt, sowie verschiedene Parameter zum Aggressionsverhalten der Spaniels. Aus 11 verschiedenen Aggressionskategorien konnten die Hundehalter dabei wählen. Diese Studie kommt zu dem Ergebnis, dass diese spezielle Cockerwut erheblich von diversen Umweltbedingungen bewirkt wird, wie zum Beispiel Aufzucht und Erziehung der Hunde. Auch die Halterpersönlichkeit spielt dabei eine maßgebliche Rolle.
Bei all diesen Überlegungen ist zu bedenken, dass diese Hunde speziell zum Einsatz bei der Jagd gezüchtet wurden und sich schnell langweilen, wenn sie nicht genügend gefordert und ausgelastet sind. In Stresssituationen neigen die Cocker Spaniels schnell zu Bewegungsstereotypien.
Was macht den roten Cocker so besonders?
Das ganz Spezielle bei den rotgefärbten Spaniels ist, dass das Gen, welches für die rote Pigmentierung zuständig ist, unter anderem auch bei der Vermehrung von Cortisol -Bindungsstellen im Gehirn beteiligt ist. Das ist als Ursache dafür zu betrachten, dass die Cocker in Stresssituationen empfindlich auf das Cortisol reagieren und deshalb vermehrt zu Angst- und Selbstschutzaggressionen neigen. Darüber hinaus ist wohl davon auszugehen, dass bei einfarbigen Cockern Epilepsien generell häufiger vorkommen , als bei mehrfarbigen Hunden.
Die Geschichte des Cocker Rage Syndroms
Von den ersten Fällen dieses seltsamen Syndroms wurde in den 1970er Jahren berichtet. Genau damals stieg der Cocker Spaniel zum Modehund auf. Das bedeutete gleichzeitig, dass die Nachfrage und die Preise für Hunde dieser Rasse immer weiter anstiegen. Dadurch wurde es für unserieuse Züchter und die sogenannten Hundevermehrer lukrativer immer mehr und schneller Welpen zu züchten, was auf Kosten der Qualität ging. Bis heute gibt es keine gesicherte Diagnosestellung für das Cocker Rage Syndrom.
Was kann jeder Hundehalter vorbeugend tun?
Beim Hundetraining gibt es unterschiedliche Übungen, die dazu geeignet sind die Frustrationstoleranz der Hunde zu erhöhen. Dabei werden Impulsivität und Aggressionen gedämpft und das Stresslevel gesenkt. Klare Regeln und Strukturen im Alltag geben den Tieren Sicherheit und weisen ihnen feste Plätze in der Sozialstruktur ihrer jeweiligen Umgebung zu. Das erleichtert sowohl den Haltern, als auch den Hunden den täglichen Umgang und das Verständnis füreinander. Bei liebevoller Zuwendung und ausreichend Spiel, Spaß und klaren Regeln, ist der Cocker Spaniel sicherlich ein charmanter munterer Familienhund .